Samstag, 1. Juni 2013

"Wer scheiße führt ...

... muss mit Scheiße zufrieden sein." 

Diesen Klassiker von Agility-Legende Hinky Nickels zitierte Michael Rusch bei unserem Hallentraining in Rumpenheim, an dem wir (damals noch Offenthaler) teilnehmen durften. Das war 2007 und ich war noch ein Frischling in der Welt der Tunnel und Hürden. Das Hinky-Zitat hatte auf mich nicht nur prägende Wirkung, sondern löste auch das brennende Verlangen aus, bei diesem Menschen einmal trainieren zu dürfen "wenn ich mal groß bin."

2010 war es dann soweit. Ich traf Sabine und Hinky bei einem Seminar in Dreieichenhain. Es war das erste Training für Donna nach ihrer Verletzung - und nach einer kleinen Runde war auch schon wieder Schluss - Donna lahmte wieder und wir packten unsere Sachen und fuhren nach Hause. Für mich ein rabenschwarzer Tag - wesentlich schlimmer als das verpatzte Seminar wog die Sorge um meinen Seelenhund. Am zweiten Seminartag blieb Donna dann daheim und ich packte ich den Spanier ein - so ein bisschen Hinky-Feeling wollte ich dann doch unbedingt haben, auch wenn für Fly das Beste am Agi war, ohne Leine in vollem Speed über den Platz zu toben :D 

Von dem Seminar sind mir eigentlich 3 Dinge in Erinnerung geblieben: ich fand es doch ganz schön peinlich, mit einem nicht ausgebildeten Hund den Seminarbetrieb aufzumischen, Fly und der Mini-Bully von Vio fanden sich gar nicht sympathisch - und Hinkys Aufforderung "guck hin, wo dein Hund hin soll".


3 Jahre später nun also Hinky-Seminar 2.0

Das Motto war diesmal: Zwischen Sonnenbrand und Schlammschlacht - ein Seminarwochenende der Extreme 

Schon die Anreise nach Kindenheim war extrem aufregend - immerhin war es unsere erste Tour mit dem Agi-Mobil. In Worms konnte Peter dann gleich zeigen, dass er die Sache mit dem Hängerfahren voll im Griff hat, denn wegen einer gesperrte Brücke schickte uns das Navi erst mal zur Stadtbesichtigung ...

Kurz vor 18 Uhr erreichten wir den Hundeplatz, ein riesiges Gelände und extrem idyllisch mitten in Rapsfeldern und Wiesen gelegen. Der Empfang von Mobilfunk und Internet war allerdings extrem bescheiden ;-)

Unser Agi-Mobil bekam dann einen wunderschönen Platz neben einer kleinen Linde und Sabines Wowa. Unser Schafzaun entpuppte sich allerdings als extrem unzureichend, da Flychen sich ständig darin verhedderte, wenn er mir hinterher wollte (oder irgend etwas aufregendes auf der anderen Seite des Zaunes (zum Beispiel Sabines Hunde)) erblickte. Hope verhedderte sich genau einmal - dann sprang sie zur Not einfach über den Zaun  ... Und wenn Frauchen einfach ohne sie weggeht, ist das natürlich ein klarer Notfall. 



Kurzerhand wurde der Spanier dann zur eigenen Sicherheit an die Leine gelegt.


Die erste Nacht im Wowa war bequemer als erwartet - die Hunde suchten sich jeder ein Plätzchen und nur Hope mogelte sich in den frühen Morgenstunden zu mir ins Bett.

Nach dem Frühstück traf auch Hinky mit dem Womo ein, die Gruppen wurden eingeteilt und die Parcours gestellt. Das Wetter war fantastisch, strahlend blauer Himmel, Sonne pur und Temperaturen, die gegen Nachmittag schon fast zu warm wurden. 

Unsere Gruppe machte sich bei Sabine auf die Suche nach der Ideallinie im Parcours - und die lag irgendwie immer da, wo ich sie nie vermutet hätte ;-) 

Sieht doch eigentlich ganz harmlos aus ;-)





Mit staubtrockenen Humor erarbeitete sie mit jedem Team den optimalen Laufweg, deckte dabei aber gnadenlos die Defizite bereits bei den Basics auf:

schon das Schicken in den Tunnel war bei Hope und mir eine echte Herausforderung. Eigentlich muss ich sie schon regelrecht in den Eingang reinstopfen. Und bin dann zwangsläufig nie da, wo ich sein sollte, wenn sie am anderen Tunnelende wieder heraus kommt. Beim Versuch, sie vor dem Sprung zu stellen damit sie danach eng rumkommt (z. B. von der 6 gerade auf die 7 von vorne und dann auf die 11), schickte ich Hope des öfteren ins "Außen" - was ja blöderweise nie so gut klappt, wenn ich das mal absichtlich machen will.)

Als der zweite und letzte Trainingsblock des Tages geschafft ist, sind auch Mensch und Hund geplättet. Aber ich war wirklich stolz auf meine Kleine, die bis zum Ende so tapfer mitgearbeitet und alles gegeben hat. 

Zurück beim Agi-Mobil verzog sich die Hope erst mal unter den Wagen, Frauchen suchte sich den Schatten der kleinen Linde. Und hatte dann ziemlich bald ein Hoppeding auf dem Schoß, das durchaus zu Recht Belohnung und Anerkennung in Form von ausgiebigen Streicheleinheiten forderte ... 



Zum Abendessen fuhren wir nach Bockenheim, wo wir im Sonnenhof ein der Weingegend angemessenes Viertele schlotzten und uns mit einem üppigen Schnitzel stärkten.




Kurz nach der letzten Hunderunde setzte der angekündigte Regen ein. Und es regnete sich durch die Nacht und hört einfach nicht mehr auf. Unverdrossen meldeten wir uns pünktlich am nächsten Morgen auf Parcours 2 bei Hinky. Und der schaffte es, uns das Wetter vergessen zu lassen. Genau genommen hab ich sogar den Parcours vergessen  - eine Tatsache, die dank Hinkys Sprüchen vermutlich bei allen aus der Gruppe in Erinnerung bleiben wird ...


So ungefähr ...


Ich erweiterte meine Sammlung um einen weiteres Hinky-Zitat: "Um den Bus zu bekommen, sollst du nicht schneller rennen, sondern früher loslaufen." Sag ich meiner Tochter ja auch immer, aber offensichtlich nicht prägnant genug *grins*

Hinky hat ein unglaubliches Talent, die Dinge so zu verpacken, dass wir es verstehen, umsetzen und uns merken können. Und lässt uns mit den Augen der Hunde sehen. Unsere Körpersprache ist zentrales Thema. Plötzlich laufe ich Belgier, die ich mir nie zugetraut hätte. Körpersprache hört auch nicht bei der Bewegung auf. Atme aus, damit du keine Spannung hast, wenn dein Hund zu dir kommen soll. 

Erst als der Seminarblock vorbei ist, merke ich, wie patschnass ich bin. 
Zum Mittagessen gibt es Spaghetti. Und ich stelle fest, dass man die auch ohne Käse essen kann, wenn man hungrig genug ist. Vorher schieben wir zu Acht das Agi-Mobil von der Wiese, die sich immer mehr in einen kleinen Teich verwandelt.

Im zweiten Seminarblock mobilisieren Mensch und Hund die letzten Kräfte. Vor allem der Dauerregen zermürbt uns zunehmend. Hope sieht aus wie eine nasse Ratte, auch farblich. 

Doch auf jeden Fall ein extrem geniales Seminarwochenende. Und sicher nicht mein letztes bei Hinky und Sabine. Das nächste ist bereits in Planung ...